
Rosen und Knochen – Christian Handel
Unter den Decknamen Schneeweißchen und Rosenrot ziehen Muireann und Rose als Dämonenjägerinnen durch die Lande. Als sie von den Bewohnern eines Dorfes darum gebeten werden, den Geist einer spukenden Hexe zu vertreiben, geraten sie in ein gefährliches Abenteuer, das viel mehr von ihnen fordern wird, als sie es je erahnen konnten.
Märchen
Ich liebe Märchen. Fernab jeglicher Kritik aus heutiger Sicht und ungeachtet der Tatsache, dass es kaum eines gibt, welches unfassbar düster daherkommt. Und ich mag Märchenadaptionen und Horror sowieso.
Eine unheimliche Märchenadaption von Schneeweißchen und Rosenrot, die zudem Anteile von Hänsel und Gretel besitzt, hat mich sogleich angesprochen.
Eine neue Interpretation
Christian Handel hat die beiden bekannten Märchen zu einer neuen, sehr spannenden Geschichte verwoben und insbesondere der ursprünglichen Handlung von Schneeweißchen und Rosenrot einen ganz neuen Anstrich verpasst. Anders als in dem herkömmlichen Märchen sind Muireann und Rose in Rosen und Knochen nämlich keine Schwestern, sondern ein Paar. Dies verschafft dem Roman eine besondere Dynamik, die auch außerhalb der Haupthandlung viel Spannung bietet.
Mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich mich an ihren Anblick erinnerte. Endlich einmal an diesem Tag nicht vor Angst, sondern aus einem Grund, der viel wunderbarer war.
»Du warst wunderschön«, sagte ich und merkte, wie mir Hitze ins Gesicht stieg.
Seite 51
Die Macht der Liebe
Neben den gegensätzlichen Charakteren, die die Dämonenjägerinnen mitbringen, ist da noch ein Geheimnis, welches Muireann gerne vor ihrer Liebsten verbergen möchte. Angesichts der dämonischen Kräfte, mit denen sich die beiden Frauen konfrontiert sehen, ist dies jedoch nicht so einfach. So müssen sich Schneeweißchen und Rosenrot nicht nur gegen die Hexe stellen, sondern sich auch gegenseitig beweisen, wie stark ihre Liebe zueinander tatsächlich ist.
Autor Christian Handel gelingt es dabei, diese physischen und psychischen Konflikte authentisch darzustellen und perfekt aufeinander einzustimmen.
Spannung 😱
Gelungen ist auch die Verknüpfung der beiden Märchen. Während Schneeweißchen und Rosenrot die Haupthandlung darstellen, spielt Hänsel und Gretel als Nebenhandlung in der Vergangenheit. Die Erzählungen brechen stets an besonders intensiven Stellen ab und finden erst einige Zeit später ihre Fortsetzung wieder. Die Spannung bleibt somit kontinuierlich bestehen und sorgt dafür, dass sich das Buch nur schwer aus der Hand legen lässt.
Fortsetzung folgt …
Fantasy gehört eigentlich nicht zu meinen favorisierten Genres; Rosen und Knochen jedoch hat mich schnell in seinen Bann gezogen und Lust auf mehr gemacht. Die Welt, in der sich die beiden Protagonistinnen bewegen, ist düster und zugleich sehr anschaulich dargestellt. Das offene Ende, welches den Beginn der Fortsetzung einläutet, ist hervorragend ausformuliert und hinterlässt in mehrfacher Hinsicht Fragen, die beantwortet werden wollen. Auch Muireann und Rose faszinieren und ich bin sehr gespannt darauf, ihre Entwicklung weiter zu beobachten. Mit anderen Worten: Ich kann es kaum erwarten, den zweiten Teil zu lesen. Was spricht mehr für eine Reihe, einen Autor und dessen Schreibfähigkeiten?
Rosen und Knochen kann ich allen empfehlen, die interessiert an Märchen, Märchenadaptionen und Grusel sind. Und die sich nicht davor fürchten, bei Mondschein das Grab einer Hexe zu betreten und ihren bösen Geist zu jagen.
Oder, um es mit Muireanns Worten zu sagen:
»Einer muss es tun. Dieses Scheusal, diese Hexe – wir werden sie finden. Und sie wird dafür bezahlen.«
Seite 157
Rosen und Knochen – Die Hexenwald-Chroniken von Christian Handel erschien 2017 im Drachenmond Verlag und kostet 12€.
Beitragsbild: Willgard Krause auf Pixabay

