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Stolz und Vorurteil – Jane Austen

Stolz und Vorurteil

Fünf Töchter haben die Bennets, die besonders die Mutter gerne gut verheiratet sehen möchte. Ohne nennenswerte Mitgift ist dies jedoch nicht so leicht. Als der junge und vermögende Mr. Bingley in die Nachbarschaft zieht, gerät das Leben der Familie in Aufruhr.

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Als Jane Austen-Fan bisher nur ein Buch von ihr vorgestellt zu haben? Das ist eine ziemlich schwache Leistung 😄 höchste Zeit, das zu ändern!
Deshalb dachte ich, dass ich meinen Lesern mal ihren wohl berühmtesten Roman vorstelle.

Stolz und Vorurteil

„Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle, der ein beachtliches Vermögen besitzt, zu seinem Glück nur noch einer Frau bedarf.“

Diesen Satz (oder zumindest in ähnlicher Fassung) haben bestimmt schon viele gehört oder gelesen. In der Tat ist es einer der bekanntesten der Literaturgeschichte. Mit diesen Worten beginnt Stolz und Vorurteil und allein schon in diesen Worten fasst der Satz zum einen die gesellschaftlichen Konventionen seiner Zeit und die essenziellen Themen des Romans zusammen.

Was für ein Durcheinander!

Als Mr. Bingley in die Gegend zieht, wittern zahlreiche junge Frauen und ihre Mütter ihre Chance: Eine gute Partie zu landen, war zu damaligen Verhältnissen für Frauen die einzige Chance, Ansehen und finanzielle Sicherheit zu erhalten.
Auf einem Ball verfällt Bingley schnell der ältesten Tochter der Bennets, Jane. Sein (noch vermögenderer) Freund Mr. Darcy rät ihm jedoch schnell von ihr ab: zu peinlich und zu wenig standesgemäß ist ihm ihre Familie.
Zeitgleich verliebt er sich jedoch selbst in die zweitälteste Tochter Elizabeth. Die allerdings ist von seinem überheblichen und spöttischen Auftreten abgestoßen. Viel interessanter ist der Offizier Wickham, der eine unschöne Vergangenheit mit Darcy gemein hat. Und das Chaos ist perfekt.

Liebe?

Wer sich ein wenig in der Film- und Literaturwelt auskennt, wird jetzt schon erkannt haben, dass Stolz und Vorurteil bis heute Inspirationen für Liebeskomödien aller Art bietet. Auch, wenn der Roman zweifelsohne und zu Recht zu den ganz großen der Liebesromane zählt, ist die Kritik, die Jane Austen auch in diesen Roman einwebte, nicht zu verachten. Allen voran steht wohl die an den Heiratsgewohnheiten und Heiratsmotiven.

Wie wenig romantisch es damals tatsächlich war und das nur wenige Ehen aufgrund echter Gefühle geschlossen wurde, zeigen die parallel verlaufenden Romanzen.

Da ist zum einen die tragische Geschichte von Elizabeths Freundin Charlotte. Diese ist gezwungen, einen absolut grotesken Menschen zu heiraten, um finanzielle Sicherheit zu erreichen. Dadurch und durch mangelnde echte Gefühle ist sie verdammt, nie wirklich glücklich zu werden. Doch ehrlich: Welch andere Möglichkeiten hätten sich ihr geboten? Ehe oder Armut, das waren ihre einzigen Optionen.

Etwas anders sieht es mit Lydia, einer weiteren Schwester Bennet, aus. Sie brennt mit ihrem Angebeteten durch und stürzt die Bennets in eine schwere Krise. Was heutzutage wohl romantisch und keine große Sache wäre, hätte zu damaliger Zeit der gesellschaftliche und wirtschaftliche Untergang für ihre Familie bedeutet. Durch das Eingreifen Darcys und dem Ehepaar Gardiner, zweier Verwandter, kann eine Katastrophe verhindert und eine Hochzeit eingeläutet werden. Zwar spielen hier echte Gefühle durchaus eine Rolle, doch zeigt sich eindeutig, welche einzigen Möglichkeiten sich Lydia bieten: Ehe oder Prostitution.

Ein Lichtblick

Gute Nachrichten: Es geht auch anders, wie es sich an Elizabeths und Janes Beispielen zeigt. Wahre Liebe kann eine Rolle spielen und zu Erfüllung und Glück führen.
Doch um zum Happy End zu gelangen, müssen erst einige Widrigkeiten überwunden werden. Und an dieser Stelle kommen die titelgebenden Stichworte ins Spiel.
Sowohl Mr. Darcy als auch Elizabeth müssen ihren Stolz und ihre Vorurteile ablegen, um zu erkennen, dass Standesunterschiede vertretbar und Charakter und Benehmen nicht mit der Abstammung zusammenhängen.

Auch dies ist ein Punkt, der Jane Austen wichtig ist, weshalb Nebencharaktere wie die Gardiners und Lady Catherine existieren. Während letztere aus adeligen Verhältnissen kommt und durch rücksichtsloses und respektloses Verhalten „glänzt“, fällt das bürgerliche Ehepaar Gardiner durch sein äußerst hilfsbereites und moralisches Wesen auf.

Ein Punkt, den wir uns auch heute hinter die Ohren schreiben sollten: Reichtum ist keine Garantie für zwischenmenschliche Höchstleistungen; Manieren und Intelligenz kein Monopolrecht der oberen Schicht.

Ein echter Erfolg

Über 20 Millionen Mal verkauft (!), vielfach adaptiert und zahlreich verfilmt: Auch, wenn beim näheren Betrachten Stolz und Vorurteil etwas nüchtern erscheint, ist der Roman zweifelsohne ein Klassiker und eines der berühmtesten Bücher überhaupt!
Meiner Meinung nach gehört das Buch definitiv zu den Büchern, die man einmal gelesen haben sollte, allein schon, um Jane Austens wieder einmal wunderbare Persiflage ihrer Gesellschaft zu erleben.
Und wer mehr von dem unvergleichlichen austenchen Gefühl verspüren möchte, soll sich im Anschluss die Verfilmung von 2005 anschauen – von der kann ich nicht genug bekommen!

stolz und vorurteil

Stolz und Vorurteil von Jane Austen erschien seit 1813 in zahlreichen Auflagen, zum Beispiel im dtv-Verlag und kostet dort 14,00€.

Beitragsbild: Greg Montani auf Pixabay

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