Frankenstein
Bücher,  Klassiker

Frankenstein – Mary Shelley

Frankenstein. Victor Frankenstein hat einen Traum: die Formel zum ewigen Leben entdecken. Der talentierte Student der Naturwissenschaften verbringt nächtelang Zeit in Laboren, um sich mit der Zusammensetzung menschlicher Körperteile zu befassen. Seine Begeisterung treibt ihn zu kühnen Taten. In einer kalten Novembernacht erschafft er aus Leichenteilen ein monsterähnliches Wesen und erweckt es zum Leben. Entsetzt von dessen abstoßendem Äußeren überlässt Frankenstein das Monster sich selbst – und tritt damit eine Lawine tragischer Ereignisse los.

Ausgabe von Anaconda
Schicksalhafte Zusammenhänge

19 Jahre alt war Mary Shelley, als sie 1816 ihren Roman schrieb. Angeregt durch einen Wettstreit unter Freunden (jeder sollte eine Schauergeschichte schreiben) und durch einen Alptraum verfasste sie im klimatisch wie stimmungsvoll düsteren „Jahr ohne Sommer“* einen der wohl bedeutendsten Schauerromane der Weltliteratur.

Klassiker seiner Zeit

In Frankenstein bediente sich die junge Autorin klassischer Stilmittel unheimlicher Literatur. Beschreibungen ungemütlicher Wetterverhältnisse sowie die häufig verwendete Form des Briefromans treten deutlich hervor. Auf diese Weise erschuf sie ein absolutes Meisterwerk jener Gattung (Romantik).

Dabei muss Frankenstein noch nicht einmal zwingend als Gruselroman betrachtet werden. Trotz unheimlicher Elemente kann das Werk auch gut als Drama bezeichnet werden.

Schaurige Dramatik

In einer wenig vertrauenserweckenden Umgebung erschaffen, sehnt sich das Monster vor allem nach Liebe und Zugehörigkeit. Der Mangel an diesen elementaren humanen Bedürfnissen und die stete Zurückweisung der Menschen, die zwischen Entsetzen und Hass pendelt, rufen erst das „Monster“ in ihm hervor.

Ebenso der unüberwindliche Hass, den Victor Frankenstein und das Wesen aufeinander hegen und dem auch andere Menschen zum Opfer werden, rufen in dem Leser bedrückende Gefühle hervor.

Sehr viel tiefgründiger

Anders als in den (ebenso guten) Filmen, die ihren Fokus mehr auf die Horroranteile legen, ist Frankenstein oder der moderne Prometheus tiefgründiger. Im Gegenteil richtet er sein Augenmerk eher auf die Abgründe der menschlichen Seele. So ist die berühmte Filmszene, die Erschaffung des Monsters im unheimlichen Labor („Es lebt. Es leeeeebt!“/„It’s alive! Aliiiiive!“), im Buch vergleichsweise kurz.

Der eigentliche Horror in Mary Shelleys Ausnahmeroman ist die Erzählung eines von allen verstoßenen Außenseiters und die Schilderung der Folgen von Übermut, Anmaßung und Größenwahn.

Wahre Unsterblichkeit

Der Debütroman von Mary Shelley hat mich sehr beeindruckt. Ihr ausführlicher und eindringlicher Schreibstil haben mir sehr gut gefallen. Auch die stetig unterschwellige Frage danach, wie Lebewesen eigentlich böse werden, fand ich sehr faszinierend.

Frankenstein ist kein Roman, den man mal ebenso schnell liest. Wegen seiner Sprache und vor allem wegen seiner Thematik fordert er den Leser. Zudem bietet er viel Raum für eigene Gedanken und Interpretationsansätze.

Wer sich für einen echten Klassiker der Welt- und Schauerliteratur interessiert und zudem Interesse an Psychologie hat, ist mit Frankenstein hervorragend bedient.

Das Buch wurde zurecht von Literaturkritikern zu den bedeutendsten britischen Romane gewählt. Und anders als Victor Frankenstein hat Mary Shelley tatsächlich eine wirkungsvolle und weniger unheilbringende Formel zum ewigen Leben gefunden. Ihr Ausnahmeroman macht sie und ihr einzigartiges Talent wahrlich unsterblich.

*siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Jahr_ohne_Sommer

Beitragsbild: Bild von Etienne Marais auf Pixabay 

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