Bücher,  Klassiker

Farm der Tiere – George Orwell

⁃ Vorweg: Diese Buchvorstellung gibt meine persönlichen Empfindungen wider, dementsprechend sind auch Formulierungen. Bitte nicht nachtragen 😄 –

Farm der Tiere. „Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das konsumiert, ohne etwas zu produzieren […] Und dennoch spielt er sich zum Herrscher über alle Tiere auf. Er lässt sie für sich arbeiten, gewährt ihnen nur das absolute Minimum, damit sie gerade noch existieren können und behält den größten Teil für sich […]“
Mit diesen Worten offeriert der angesehene Eber Major eines Nachts in den Köpfen der Tiere der Herren-Farm erstmalig die Möglichkeit einer Rebellion.
Viel zu lange hat man sich von den Menschen und insbesondere von Bauer Jones herumschubsen lassen, viel zu lange Schwerstarbeit für viel zu niedrigen Lohn geleistet. Eines Tages werde die Revolution kommen, die allen Tieren das Joch der Unterdrückung abschütteln wird.
Monate später, nach Majors Tod, ist es dann soweit; nach erneuten Misshandlungen vertreiben die Tiere Jones und seine Gefolgschaft gewaltsam von der Farm und übernehmen die Herrschaft über ebendiese.
Zunächst funktioniert dies auch ganz gut, Zeichen der Unterdrückung, wie Bänder und Ketten sowie Hierarchien werden abgeschafft, denn: Alle Tiere sind gleich.
Doch nach und nach übernehmen die Schweine die Kontrolle über das Farmgeschehen und erschaffen eine Diktatur, die noch viel unbarmherziger ist als die, welche die Tiere gemeinschaftlich stürzen wollten.

Ausgabe von Anaconda
Ein steiniger Weg


George Orwell schrieb seine dystopische Fabel in Anlehnung an seine Erfahrungen im Spanischen Bürgerkrieg von Ende 1943 bis Anfang 1944. Erfolg hatte er damit zunächst einmal keinen: mehrfach lehnten Verlage sein Schriftstück ab, zu deutlich war die harsche Kritik an Stalins Diktatur in der Sowjetunion.
1945 wurde es dann doch veröffentlicht, war aber dennoch vielerorts verboten.

Gesellschaftskritik

Viele Parallelen finden sich in Farm der Tiere zu den Geschehnissen in der Sowjetunion. Angefangen von der Unterdrückung des Volkes, bis hin zu Revolutionen und Entstehung neuer Ideen und Soziologien, die zu guter Letzt in Diktaturen enden.

„Revolutionen können zwar Macht verschieben. Die gesellschaftlichen Grundstrukturen aber bleiben unangetastet“, meinte George Orwell und zeigt dies mit seinem eindrucksvollen Lehrstück deutlich auf.

Vom Regen in die Traufe

Voller Wut und Trotz wollen sich die Tiere aus einer Diktatur befreien, eine Operation, die von Anfang doch fremdbestimmt zu sein scheint.

Die Schweine sind diejenigen, die Majors Träume von einer Revolution weiterhin verfolgen. Alle anderen Tiere träumen zwar ebenfalls davon, wissen jedoch nicht so recht, wie sie diese umsetzen können. So sind die Schweine, die doch allgemein als die klügsten Tiere gelten, auch die, die die Regeln bestimmen und die, die nach und nach immer mehr das Kommando übernehmen.
Von einer allumfassenden Gleichheit kann schon früh nicht mehr gesprochen werden.
Alle anderen Tiere fügen sich dem, hinterfragen und widersprechen nicht und wenn sie es doch tun, ergeht es ihnen übel.

Nur wenige erkennen, dass sie sich von einer Diktatur in eine noch viel schlimmere gestürzt haben. Die anfängliche Wut ist nur noch dann zu spüren, wenn vermeintliche Feinde von außerhalb ihnen Schaden zufügen wollen. Wut gegen die, die ihnen eigentlich schaden, gegen die, die gegen Unterdrückung rebellierten und schließlich selbst unterdrücken, äußert sich jedoch so gut wie gar nicht.

Warnsignale

Dass es sich als schwierig gestaltet, aus reiner Wut und Trotz Machtverhältnisse umdisponieren zu wollen, ist nichts Neues. Zu oft in der Geschichte der Menschheit wurden aus (vermeintlich) unwürdigeren Lebensumständen noch unwürdigere geschaffen. Egal, in welchen Teilen der Erde dies geschah.
Ebenso wenig neu ist die Tatsache, dass Menschen aus ihren Fehlern nicht lernen.

Erschreckend ist jedoch für mich nach wie vor, dass Menschen bereit sind, aus reiner Unzufriedenheit wegen Kleinigkeiten, politisch höchst fragwürdige Parteien zu wählen und sich damit, ohne es zu bemerken, selbst keinen Gefallen tun. Dafür sollte die Vergangenheit der deutschen Geschichte ein zu grell leuchtendes Warnzeichen sein.

Zur Untermauerung dessen empfehle ich die Lektüre der Farm der Tiere.

Eine Lese-Muss!

George Orwells Roman ist stechend klar geschrieben. Von Anfang an begleitete mich beim Lesen ein beklemmendes Gefühl, welches mich auch lange nach Beenden des letzten Satzes nicht losließ.

In verschiedenen Verfilmungen wurde der Schluss verändert, aus politischen oder versöhnlichen Intentionen. Der Roman lässt den Leser jedoch mit einem höchst unangenehmen Gefühl zurück. Es ist definitiv kein Buch, welches man mal ebenso zum Zeitvertreib liest.

Für mich ein absolutes Muss für jeden, der sich für Literatur interessiert, auch für die, die wehtut. Selbstverständlich kann jeder, und das ist das Gute an Literatur, die Botschaft der Farm der Tiere für sich selbst persönlich auslegen, seine eigene Schlüsse und Parallelen aus diesem Lehrstück ziehen.

Wichtig sollte nach der letzten Seite jedoch nur eines sein: niemand, egal, ob Mensch oder Tier, sollte gleicher sein als andere.

Beitragsbild: Bild von Myriams-Fotos auf Pixabay