
Gespräch mit Anna von Sonnenbücher – Teil 2
Hier der zweite Teil des Sonnenbücher-Interviews. Viel Spaß beim Lesen!
Ann-Sophie: Einen großartigen Tag wünsche ich dir und deinen interessierten Leserinnen und Lesern.
In diesem kleinen Fragenkatalog geht es um dich, Anna. Um deine literarischen Interessen, deine Lieblinge unter Romanen und die Gefühle die du mit Lesen verbindest.
Anna: Ich bin wieder einmal sehr auf deine Fragen gespannt 😉
- Bücherwurm oder Leseratte?
Anna: Den Begriff Bücherwurm fand ich immer sehr süß 😊 - Mit einer der schwierigsten Fragen direkt angefangen: Was denkst du, welchen Stellenwert hat Lesen von Romanen in der Gesellschaft?
Anna: Es gab ja mal eine Zeit, in der das Lesen von Romanen verpönt war oder als „weibisch“ galt, zum Beispiel zu Jane-Austen-Zeiten. Mitunter ist diese Meinung vereinzelt immer noch vertreten, ich kann mich an eine Buchrezension erinnern, in der jemand meinte, Bücher, die nicht zur Fachliteratur zählen bzw. zur Bildung dienen, könnte man auch gelegentlich mal lesen. Ich bin jedoch der Meinung, dass das Lesen von Romanen den Horizont ungemein erweitert. Man kann sich mitunter tatsächlich bilden, mehr über andere Sitten, Kulturen, Menschen und Sichtweisen erfahren oder sich ganz in ferne Welten hinwegträumen. Zudem bilden viele Romane die Grundbausteine der Popkultur und des Gesellschaftslebens und man kann darüber hinaus immer wieder mit interessanten und vielseitig interessierten Menschen ins Gespräch kommen - Hast du literarische Vorbilder? Wenn ja, wer sind sie und was fasziniert oder inspiriert dich an ihren Werken?
Anna: Ui, eine schwierige Frage 😊 Zum einen würde ich Jane Austen nennen. Ich liebe ihren herrlich kritischen Blick auf die Gesellschaft, wie sie ihre Mitmenschen karikiert und vor allem, wie es ihr gelang, als Frau, die im 19. Jahrhunderte lebte, genau dieses und seine Konventionen auf die Schippe zu nehmen. Dann bewundere ich noch sehr Edgar Allan Poe und seine vielfältigen Texte, die mich zudem vor allem aufgrund ihrer schaurigen Elemente ansprechen 😉 Und meine Lieblingsdichterin ist Mascha Kaléko, ihre nachdenklichen und sprachlich so anschaulichen Werke faszinieren mich immer wieder aufs Neue - Gibt es Autoren oder Autorinnen, die du so sehr schätzt, dass du, ohne zu zögern, ein Werk von ihnen kaufen würdest, welches du spontan im Buchladen entdeckst?
Anna: Natürlich die drei oben genannten und ich würde noch Orson Welles nennen - Gibt es eine unbekannte Autorin oder einen unbekannten Autor, den oder die du anderen gerne ans Herz legst?
Anna: Da musste ich jetzt wirklich lange darüber nachdenken 😀 Ich weiß nicht, ob man Gisela Karau wirklich als unbekannt beschreiben kann, ich jedoch kenne nur „Lola spinnt“ von ihr, welches aber zu meinen absoluten Lieblingen zählt und welches ich auch schon hier auf diesem Blog vorgestellt habe - Klappst du Bücher, die dir nicht zusagen schon mal zu und liest sie nicht weiter, oder quälst du dich durch?
Anna: Früher habe ich mich immer durch Bücher gequält, die mir nicht gefallen haben, in dem Glauben, ich müsste sie, aus Gewissensgründen, lesen. Heute aber kann ich aber schon mal ein Buch beiseitelegen, welches mir nicht zusagt und mich lieber mit angenehmerer Lektüre beschäftigen 😊 - Der Kauf von welchem Buch bereust du?
Anna: Kein gekauftes Buch, aber ich habe vor einigen Jahren mal in der Stadtbibliothek einen Jugendthriller gelesen, den ich einfach grauenhaft fand. Die Story war hanebüchen, die Figuren waren nervtötend und klischeehaft überzeichnet, ihre Entwicklungen grässlich und die Hauptfigur war einfach unglaublich sexistisch dargestellt. Mir ist durchaus bewusst, dass eine (fiktive) Fünfzehnjährige nicht immer super emanzipiert und selbstsicher agieren kann und muss und ich weiß auch aus eigener Erfahrung, dass man im Teenageralter noch andere Werte und Vorstellungen hat als später im Erwachsenenleben. Aber als erwachsene Autorin sollte man sich doch schon fragen, ob man den Gedanken, die eigene Tochter könnte sich ein solch einseitiges und reduzierendes Frauenbild zum Vorbild nehmen, gut annehmen könnte. Für alle, die jetzt noch dran sind: Ich habe vergessen, wie das Buch hieß. Aber wütend bin ich immer noch 😂 - Hat schon mal ein Buch drastisch deine Sicht auf die Welt geändert?
Anna: Drastisch vielleicht nicht unbedingt, aber „Der Alchimist“ von Paulo Coelho hat einiges in mir verändert - Welcher Roman hat dich am meisten mitgenommen?
Anna: Im Grunde alle Bücher, die ich hier aufgelistet habe 😉 - Wenn du eine Romanfigur treffen könntest, welche wäre das?
Anna: Alice aus Alice im Wunderland, Elizabeth Bennet aus Stolz und Vorurteil, Catherine Morland aus Kloster Northanger, Mina aus Dracula und Laura und Carmilla aus Carmilla - Gibt es ein Buch, welches du immer wieder verschenkst?
Anna: Nicht wirklich, aber ich verschenke immer wieder gerne kleine Gedichtbände - Liest du Bücher nur in Papierform oder auch elektronisch?
Anna: Hauptsächlich in Papierform, gaaanz selten mal elektronisch - Bücher, besonders Romane werden ja immer wieder mal verfilmt. Doch nach meiner Erfahrung kommen die Filme nie an die gedruckte Vorlage heran. Gibt es eine Buchverfilmung, bei der du das Buch und den Film toll fandest? Oder eine Verfilmung, bei der der Film besser war?
Anna: Die Verfilmungen der Jane Austen-Bücher finde ich genauso schön wie ihre literarischen Vorlagen, ebenso wie die Alice im Wunderland-Verfilmungen von Tim Burton. Da ich nicht die große „Filme-Guckerin“ bin, musste ich gerade echt überlegen, ob es tatsächlich einen Film gibt, den ich besser als die Buchvorlage finde 😉 Ich habe mich für „Die Tribute von Panem“ entschieden, aber eigentlich nur aus einem Grund: Die Filme machen es einem leichter, sich in die Figuren hineinzuversetzen. In den Büchern fiel mir das hingegen nicht so leicht. Das ist aber auch der einzige Grund, ansonsten mag ich die Panem-Trilogie sehr - Lieber Lyrik oder Prosa?
Anna: Wenn es ums Schreiben geht, dann Lyrik. Wenn es ums Lesen geht, dann beides 😉 - Welches Gedicht, oder welche Dichterin oder welcher Dichter hat einen besonderen Platz in deinem Herzen?
Anna: Mascha Kaléko, Mascha Kaléko, Mascha Kaléko 🥰 ihre Gedichte mag ich einfach sehr. Zudem gefallen mir auch einige Werke von Johann Wolfgang von Goethe, „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff und „Die Brück‘ am Tay“ von Theodor Fontane. - Welches Buch würdest du Menschen empfehlen, die nichts mit Lesen anfangen können?
Anna: Es mag sich sehr nach Standard anhören, aber ich schlage „Das Café am Rande der Welt“ vor. Es ist kurzweilig, angenehm zu lesen und rät zum Nachdenken und eventuell sogar zu positiven Veränderungen an - Hast du andere Bücherblogs zum Empfehlen?
Anna: Es gibt einige, bei denen ich immer wieder vorbeischaue. Der Blog Kaffeehaussitzer hat eine Auswahl einiger bekannter Blogs zusammengestellt, bei denen sich das Vorbeischauen lohnt 😊
Wunderbare Anna, ich danke dir für dieses interessante Gespräch und die Einblicke die du uns gewährt hast.

